Mal ehrlich: Wie viel bist Du als Scrum Master wert?

Kennst Du Deinen Wert?
Kannst Du Deinen Wert beziffern, den Du für das Team lieferst?
In Euro. Nicht in Post-its.
Chris Stone hat recht, wenn er fragt: “Are you missing a key data point needed to show your value?”
Wir Scrum Master reden gern über Mehrwert. Über Facilitation. Über Empathie.
Aber frag Dich mal: Wie viel Euro bringt deine Arbeit dem Unternehmen – konkret?
Na? Da wird es häufig leise.
Hier ist das Ding:
Solange Du nicht weißt, wie hoch die Burn Rate deines Teams ist, kannst Du Deinen eigenen Wert nicht beziffern.
Die Burnrate sind die Kosten, die Dein Scrum Team pro Sprint erzeugt. Vereinfacht zu berechnen mit:
Burnrate = Mischtagessatz der Teammitglieder x #Teammitglieder x Tage des Sprints
Den Mischtagessatz sollte Dir HR geben können, ansonsten gibt es genügend Quellen im Netz (z.B. kununu, freelancermap). Wir nehmen mal beispielhaft eine Burnrate von 20.000€ pro Zweiwochen-Sprint an.
Mit der Burnrate kannst Du jetzt Deinen Wert sichtbar machen. Und zwar in der Sprache der Entscheider: In Geld.
Wert sichtbar machen – wie?
Z.B. mit Durchsatz (Throughput)
Bevor Du eingestiegen bist, lieferte das Team durchschnittlich 5 Product Backlog Item (PBI) pro Sprint.
Kosten pro Product Backlog Item: Burnrate / Durchsatz; 20.000€/5 = 4000€
Nachdem Du eingestiegen bist: liefert das Team durchschnittlich 8 Items pro Sprint.
Kosten pro Product Backlog Item: 20.000€/8 = 2.500€
ROI = 37% weniger Kosten pro Product Backlog Item.
Oder mit Anzahl der Releases
Bevor Du eingestiegen bist: lieferte das Team einmal alle 4 Wochen ein Inkrement.
Kosten pro Release: 40.000€
Nachdem Du eingestiegen bist, habt ihr die Lieferfrequenz auf 1x pro Sprint erhöht
Kosten pro Release: 20.000€
ROI = 50% weniger Kosten pro Release
Oder mit einer erhöhten Conversion Rate
Bevor Du eingestiegen bist: 300 Vertragsabschlüsse pro Monat bei 1000€ Umsatz pro Abschluss.
Umsatz: 300.000€
Nachdem Du eingestiegen bist, habt ihr die Conversion Rate um 30% erhöht.
Umsatz: 390 x 1000€ = 390.000€
Umsatzerhöhung: 90.000€
ROI = 30% mehr Umsatz.
Und jetzt Du:
Setze Deine Kosten in Bezug zu den Umsatzsteigerungen bzw. Kosteneinsparungen.
Ein durchschnittliches Scrum Master Gehalt 2025 ist etwas mehr als 60.000€ (Quelle: Kununu)
Du hast 60.000€ gekostet – aber an 90.000€ mehr Umsatz und 400.000€ Kosteneinsparungen mitgewirkt? Das ist mehr als Faktor 8x Dein Gehalt. So macht man seinen Wert in EUR sichtbar!
Nicht nur in Jahreszielgesprächen.
Fazit: Sei hilfreich, und mach Deine Hilfe messbar. In Geld.
Solange du als Scrum Master nicht weißt, was dein Team kostet – und was es liefert – führst du keine datenbasierte Diskussion, sondern hörst nur Meinungen. Oder schlimmer: Du wirst geführt – nicht von Daten, sondern von Mutmaßungen, Bauchgefühl und Willkür.
⛔ “Ich schaffe Vertrauen.” – Klar. Aber wie misst du, was das Vertrauen verändert hat?
⛔ “Ich coache das Team.” – Prima. Und was kostet ein gecoachter Release weniger als vorher?
Wer auch in Geld denkt, spricht die Sprache der Entscheider.
Wer nur in Haltungsnoten denkt, bleibt der Pausenclown der Produktivität.
Ernsthaft: Mangement muss Wirkung erkennen können. Ansonsten sieht Controlling nur Deine Kosten. Und das macht Dich zu einem Kosten-Posten.
Sei sichtbar wirksam. Sonst bist Du irgendwann nur teuer.
Also:
Weißt du, was dein Team kostet?
Weißt du, was ein Item vorher und nachher gekostet hat?
Weißt du, wie viel mehr Umsatz durch schnellere Releases erzeugt wurde?
Wenn nicht – bist du bereit, das zu ändern?
Ohne Daten bist du nur eine weitere Person mit einer Meinung.
W. Edwards Deming