Tough Scrummer #5: Scrum Mistress? Scrum Master:in? Oder doch nur Scrum Master?
(Gestartet als Idee aus der marckaufmann.com Community of Experts: Was mich häufiger erreicht, sind Scrum Fragen, die auch in der Professional Scrum Trainer Community intensiv diskutiert werden. Ich empfinde die Diskussion dort meistens sehr gewinnbringend und teile daher einige der Fragen mit meiner Community)
Tough Scrummer:
“I am a Scrum Mistress!”
Teilnehmerin
So hat sich in diesem Jahr jemand in meinem Scrum Training vorgestellt. Nicht zum ersten Mal..
Ehrlich gesagt bin ich verwirrt. Ich weiss, das das Gender Thema für einige Menschen wichtig ist. Es ist nur so das ich (ein 50-jähriger kaukasischer grauhaariger weisser Mann) die Intensität der Gendering Debatte nicht mehr verstehe – und von ihr inzwischen auch ermüdet bin.
Ich will in meinen Trainings alle mitnehmen und niemand ausschliessen. Das ist mir wichtig.
Also hab ich mich gefragt, wie Andere mit der Gendering Debatte und den Scrum Accountabilities umgehen und das sowohl in die PST Community als auch in mein LinkedIn Netzwerk gegeben:
Von “Oh, da machst Du aber ein Thema auf!” über “Mistress has a whole set of connotations in English, so I would advise those folks to reconsider calling themselves a “mistress”” zu “Also ich muss hier gar nichts zu sagen” gab es viel – teils hitzigen – Rücklauf.
Hier sind ein paar Ideen zum Umgang mit dem Gendering der Scrum Verantwortlichkeiten, die ich aus dem Rücklauf mitgenommen habe:
Verweis auf die deutsche Sprache (generisches Maskulinum) – nicht gendern
Das generische Maskulinum ist somit die „Fähigkeit maskuliner Personenbezeichnungen, geschlechtsabstrahierend verwendet zu werden“
Wikipedia
Der Organist im Ständebuch (1568) von Hans Sachs und Jost Amman. Die Illustration zeigt eine Frau an der Orgel.
Grammatikalisch ist “Scrum Master” also inkludierend genug.
Ob dieser Verweis für Menschen, denen das Thema wichtig ist, ausreicht… Ich denke eher nicht.
Vorab fragen, gendern, wenn es wichtig ist
“Take it to the team.” – fair enough. Vielleicht im Rahmen der Team Charta zu Beginnn des Treffens, Trainings, Workshops. Kann ich mitgehen.
Für mich richtet die Idee die Aufmerksamkeit dann weg von dem eigentlichen Inhalt des Treffens, mehr auf die (wahrscheinlich für viele wichtige) Diskussion der Gender-Inklusion. Hmmmm… nicht so meins.
Deutsche Begriffe gendern, englische nicht.
Marianne bringt es in der LinkedIn Kommentaren zur Umfrage auf den Punkt.
Es gibt in der englischen Sprache schon ein paar gegenderte Berufe, wie zB actor und actress aber in 90% der Fälle sagen auch Schauspielerinnen von sich, “I am an actor”
Marianne Rady auf LinkedIn
Touchee. Macht Sinn.
Verweis auf den Scrum Guide – nicht gendern
Der Scrum Guide spricht hier von Verantwortlichkeiten (“Accountabilities”). Verantwortlichkeiten sind per se geschlechterneutral. Also nicht gendern.
Ok. Aus meiner Erfahrung helfen Verweise auf den Scrumguide bei hitzigen Diskussionen selten und bringen Dir nur ein weiteres Abzeichen auf der starren Uniform der Scrum Polizei.
Hinzu kommt, dass es drei Versionen des Scrum Guides gibt.
Wenig hilfreich.
Also wie halte ich das jetzt?
Ich werde bei den englischen Begriffen bleiben, also nicht gendern. Und in meiner Sprache mehr auf die ausgeglichene Verwendung von Personalpronomen (“er”, “sie”) achten.
Und wenn das aufstösst, das wertschätzend zur Kenntnis nehmen. Und inhaltlich weitermachen. Chris Lukassen hat es schön auf den Punkt gebracht: “I support your right to be offended.”
Was meinst Du? Lass es mich in den Kommentaren wissen.